Digital-Impuls: Beikost-Start
Online-Vortrag von Frau Katrin Könnecke vom 30.07.2024
Vortragsaufzeichnung:
Zusammenfassung:
Für den gesamten Inhalt, schauen Sie sich gern die Videoaufzeichnung an.
## Beikost-Start: 5 Mythen aufgeklärt
Als Ernährungsberaterin mit Schwerpunkt auf Säuglings- und Kleinkindernährung möchte ich heute einige häufige Missverständnisse zum Thema Beikost-Start aufklären. Hier sind fünf Mythen, die ich oft höre, und was Sie wirklich darüber wissen sollten.
**Mythos 1: Der Beikost-Start muss genau mit 6 Monaten beginnen**
Nein, nicht unbedingt.
Es stimmt, dass viele Babys um den 6. Monat herum bereit für Beikost sind. Allerdings ist jedes Baby einzigartig, genau wie bei anderen Entwicklungsschritten. Statt sich auf ein festes Alter zu fixieren, sollten Eltern auf folgende Reifezeichen achten:
- Das Baby ist mindestens 5 Monate alt
- Es kann seinen Kopf alleine halten
- Es kann Gegenstände gezielt greifen und zum Mund führen
Wichtig ist auch, dass die Eltern selbst “beikostreif” sind – also genug Zeit und Ruhe haben, um entspannt mit der Beikost zu beginnen.
**Mythos 2: Allergiegefährdete Babys sollten später mit Beikost beginnen**
Nein, die Empfehlung ist nicht mehr aktuell.
Nach aktueller Empfehlung kann ein früher Kontakt mit verschiedenen Lebensmitteln das Allergierisiko sogar senken. Allergiegefährdete Babys sollten daher nicht später, sondern im gleichen Zeitraum wie andere Babys mit Beikost beginnen.
Für die Allergieprävention gilt:
- Stillen ist optimal, wenn möglich 4-6 Monate ausschließlich
- Bei Flaschennahrung bis zum Beikost-Start hypoallergene Nahrung (HA) verwenden
- langsam starten, identischer „Beikostplan“
- Begleitendes Stillen während Beikost
- Keine restriktive Diät für Mutter/Kind
**Mythos 3: Pro Woche nur ein neues Lebensmittel einführen**
Nein, das gilt nicht grundsätzlich.
Eine vielfältige Ernährung von Anfang an ist tatsächlich vorteilhaft für die Geschmacksentwicklung. Je mehr verschiedene Geschmäcker ein Baby kennenlernt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es später ein breites Spektrum an Lebensmitteln akzeptiert.
Allerdings gilt: Wenn das Baby sich mit dem Essen generell noch schwertut, ist es in Ordnung, zunächst bei wenigen Sorten zu bleiben. Der Lernprozess des Essens steht dann im Vordergrund, die Vielfalt kann später folgen.
Tipps für die Entwicklung des Essverhaltens:
- Bieten Sie eine große Bandbreite an Lebensmitteln an
- Servieren Sie neben Menüs auch einzelne Gemüsesorten, damit das Baby deren Geschmack kennenlernt
- Seien Sie ein gutes Vorbild – Kinder orientieren sich stark am Essverhalten der Eltern
Bedenken Sie auch: Es ist normal, dass Kinder zeitweise wählerisch beim Essen sind. Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen, wenn Ihr Kind mal eine Phase hat, in der es nur bestimmte Dinge essen möchte.
**Mythos 4: Der Beikost-Start führt zum Abstillen.
Nur, wenn man das möchte.
Beikost ersetzt anfangs nicht die Milchmahlzeiten und Milch bleibt zunächst die Hauptnahrung. Wer nicht mehr stillen möchte, kann auf eine Anfangsnahrung im 1. Lebensjahr wechseln. Aber das Ende der Stillzeit bestimmt jeder individuell für sich und er hat nichts mit dem Beikost-Start zu tun.
Babys unter 1 Jahr sollten max. 200ml Kuhmilch pro Tag zu sich nehmen (z.B. im Milch-Getreide-Brei). Auch pflanzliche Milch wie Hafermilch sind kein Ersatz für Muttermilch bzw. Anfangsnahrung aufgrund ihrer Nährstoffzusammensetzung.
Mythos 5: Baby led weaning ist besser als Brei
Nein, das kann pauschal nicht gesagt werden.
Beikost lässt sich sehr gut mit Brei gestalten. Der flexible „Beikostplan“ ist so aufgebaut, dass das Baby gut mit Nährstoffen versorgt wird. Beikost kann von Anfang an mit Fingerfood ergänzt werden und auch eine rein breifreie Ernährung kann gut sein, ist aber keinesfalls pauschal überlegen. Auf jeden Fall sollte das Verschluckungsrisiko bei dieser Form beachtet werden.
Mit diesem Wissen können Sie hoffentlich entspannt und flexibel in die Beikost-Zeit starten.
Katrin Könnecke
Katrin hat Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften) an der Uni Kiel studiert und beschäftigt sich neben der Sporternährung vorrangig mit der Kinderernährung. Sie bietet Kurse und Beratungen in diesen beiden Bereichen an und teilt sehr gerne ihr Wissen. Wer mehr über Katrin Könnecke erfahren möchte: www.tinytummies.de